50 Glocken weltweit


Mit dem Carillon Project wendet sich CAGE100 einem Instrument zu, welches trotz seiner einmaligen und wunderbaren Klangwelten in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird: dem Turmglockenspiel, auch Carillon genannt. In 50 Städten weltweit wird dieses großartige und monumentale Instrument (die größte Glocke kann bis zu 18,5 Tonnen wiegen) zu Ehren von John Cage erklingen.


Carillons sind häufig in den obersten Stockwerken größerer Türme, Rathäuser und Kirchen zu finden. Durch diese exponierte Lage wird es möglich, die Musik, welche von Cage eigens für diese Instrumentengruppe komponiert wurde, auch in die Städte hinein und über die Marktplätze hinaus erklingen zu lassen.

 

Music for Carillon No. 1-3

John Cage komponierte »Music for Carillon No. 1-5« zwischen 1952 und 1967. Die Kompositionen »Music for Carillon No. 1-4« sind von Cage nicht primär für ein Carillon mit Stockspieltisch, sondern für ein Glockenspiel mit elektrischer Klaviertastatur geschrieben worden, die in Ermangelung eines besseren Ausdrucks im englischen Sprachraum ebenfalls als Carillon bezeichnet werden. Cage widmete dementsprechend sein zweites und drittes Stück dem Pianisten David Tudor. Trotz des beschriebenen Umstandes sind alle Stücke aber gleichsam für »normale« Carillons konzipiert und werden auch auf diesen gespielt. Da der Klang eines Carillons nicht gedämpft wird, sondern von alleine ausklingt, schrieb Cage alle Töne als ganze Noten. Als weitere Besonderheit sollte noch erwähnt werden, dass »Music for Carillon No. 3« die Krebsumkehrung des Stückes »Music for Carilon No. 2« ist.

Music for Carillon No. 4

Die Komposition »Music for Carillon No. 4« benutzt als Einziges von Cages Carillon-Stücken Live-Elektronik. Mit Hilfe eines Mikrophons und Lautsprechern werden bestimmte Passagen des Carillons abgenommen und dann entweder direkt verstärkt oder rückgekoppelt während der Aufführung wiedergegeben. Dazu ertönt ein dumpfer, elektronisch erzeugter und hölzern klingender Schlag in unregelmäßigen Abständen. Cage erstellte die Partitur für »Music for Carillon No. 4«, indem er eine durchsichtige Schablone auf einen Sternenatlas legte und dort, wo Gestirne verzeichnet waren, Punkte auf die Notenlinien setzte. Dieses Kompositionsverfahren hatte Cage auf unterschiedlicher Art und Weise öfters verwand und so steht »Music for Carillon No. 4« in derselben Tradition wie etwa die Stücke »Atlas Eclipticales« oder »Freeman Etudes«.

Music for Carillon No. 5

Das Bemerkenswerte an dieser Komposition ist die Partitur: Auf fünf Sperrholztafeln hatte Cage ein Notenlinien-System gezeichnet, das von der Klavierliteratur her bekannt ist: zweimal fünf Linien, verbunden durch eine gestrichelte "Hilfslinie". Nach oben und unten ist dieses Liniensystem durch jeweils zwei gestrichelte Linien begrenzt. Das ergibt einen Tonumfang von vier Oktaven, in dem sich der Musiker bewegen kann. Die Richtlinien für diesen "Bewegungsraum" gibt die Maserung des Holzes vor. Dort wo die Maserung des Holzes eine Notenlinie oder einen Zwischenraum schneidet, soll ein Ton gespielt werden.
Die Komposition wird also bei jeder Aufführung vom Musiker neu interpretiert. Wie der Musiker die Partitur auf dem Notenpult auslegt, ist ebenfalls dem Zufall überlassen, wodurch bei jeder Aufführung eine neue, einmalige Version der Komposition entsteht.

JULI – OKTOBER 2012
MAI – AUGUST 2013

50 ORTE WELTWEIT

 

KÜNSTLER/INNEN

50 Carillonneure weltweit

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